"Ein Jugendstreich" - E. Kuhn

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EIN JUGENDSTREICH
(Ostersamstag 1908)

De Schustertelknjungn und dr Seibtjager
von Emil Kuhn 1962

 

Die Sache hat sich im Maffersdorfer Neudorfe, links der Neiße, in der sogen. Schustertilke abgespielt. Dabei ging es um den Jäger Robert Seibt, ums Beerenpflücken, Reisigsammeln und Stöckeholzen.

 

Glei under Tischerheinrichs, ne weit vo'm Posche,
dou wohnte ej strommer, grüner Porsche.
Dar dochtsche Moan, doas woar kej guder,
ganz korz gesoit, ej rechtsches Luder.
Dumm'n Kindern schmieß a de Beer'n öm
und fucht'lte drbei mi'n Steck'n röm.
A Kroureischtant'n schniet a de Trejsl dorch,
dar blougesoffne Weiberstrolch.
 
(Wald)
(Bursche)





(Schnüre)
 
Beern und Kroureisch woar ja emsunst,
dou wur doch en Posche goarnischt v'rhunzt!
Dergegn de Nunn', dou gob's kenn Zweifl, 
woar'n lauter gefärbte Höllnteifl.
Die froaß'n of ejmoul `n Pusch ganz weg,
dou zahlte sei Masser, sei Steck'n enn Dreck. 
Dar griene Tyrann, a trieb's schun zu lange,
d'rbei hielt'n dr Satan emmer de Stange.
 
(Klaubreisig)

(Nonnen-Raupen)


(zählte)


 
Aber ejmoul, dou hotte as doch v'rpoßt,
dou trejslte om Puckl ej knorplicher Ost.
A krichte senn Luhn, su wie as getriebn,
mit blou'n Beern of senn Ranz'n geschriebn.
Zwej Dörfler, die hottn fr olle gegahn.
A woar dann vier Wochn nemmieh zu sahn.
Die bloue Medallie, die hott a v'rdinnt, 
a woar dann nichtern und nemmieh ganz blind.
 

(zerfaserte)



(nicht mehr)
(verdient)

 
Begegnte mrn benn eid' Pölze giehn, 
dou blieb a orschtn ejmoul stiehn. 
drbei noahm a de Pfeife raus
und pröllte aber glei: Marsch raus! 
Vrboutn es jetz, kruzi Himml,
dar gottsvrfluchte Pölzefimml!
Jetz hoa'ch d'rs letzte Moul gesoit,
Lausepfute, sonst worschte eigekloit. 
Die dochtsche Wortschoft es jetz aus.
sunst reiß' ich euch de Uhr'n raus. 
Ich dochte, mit denn plumpn Riegn, 
dou mußte mich orscht amoul kriegn.
 
(Pilze)
(erst einmal)

(brüllte)



(verklagt)
(solche Wirtschaft)
(Ohren)
(Rügen)

 
Wollte jemand ej Steckluus kejfn, 
dou konnt a lange mi'n Preise rejfn. 
Robert, doas weßte, de Stouckwinderei 
is doch sunst nischt wie a Sauschinderei.
Und ließ a dann doch zwej Sechser runder,
koam orscht da Moan zu senn Steckeplunder. 
 
(Los/Berechtigung zum
Holzen der Stöcke)
(Stock/Baumstumpf)


(minderw. Stöcke)
 
Dr Langholzkroum ging'n en Koppe röm,
a rechte und rechte, und's toate ne stömm'. 
Dou noahm a sich enn Adjunkt drzu, 
dar schmieß de Forml wie Zauber im Nu.
Mit Reischhaufn, doas hotte a geschwinder weg: 
Dar kost' 70 Kreuzer. Dou hott'r dan Dreck! 
De forschtliche Verwaltungsoart
hot a studiert bis of senn Boart,
doch somt senn kaiserlichn Kümml 
blieb a ej boumgeschulter Lümml.
 

(rechnete, stimmen)
(Amtsgehilfen)


(Reisighaufen)

(habt ihr)


(Einbildung)

 
Su monches trug sich dou noch zu,
doch ejmoul woar's halt grode su:
De Schustertelknjung - doas woar ejne Geschechte -
die hotte a schun lange enn Gesechte 
und wollt'se breng'n ofs Kreisgerechte.
Mier worn ja olls, ok kejne Engl,
doch besser wie dar griene Pengl. 
 



(im Blick)

 (Kreisgericht)

(Bengel)

 
Wünschpujdas , ols Telknwächter, 
Kuhn Emil, fost holber Pächter, 
Richterschneider, Simonpanzer
woar'n vier geschulte Pusch-Strawanzer, 
und aus dr Wanznburg die Seppe,
wor'n mr beisomm' die ganze Klecke. 
 



(Waldläufer)

 (Sippe)
(Clique)
 
Es woar schun olles eigerenkt,
wie ma dan Moan zun Kochen brengt.
`S woar em a zweje of dr Uhre,
ei dr Rauschmiehle ploatscht a rei zu'n Ture.
Mr lougn ubn of dr Lauer
und poßtn of dan grien'n Tauer. 
De Pfeife stakt' a ei de Tosche
und schub drfier enn Priem ei d' Gusche.
Mr ließn'n a Stöcke wetter giehn, 
dou blieb a bale wieder stiehn,
spie a poar gelbe Flonsche aus,
dann ging a langsom wetter naus.
Benn orschtn Schlage koam a of's freie,
dou zielt'n mr olle nouch dr Reihe.
Richterschneider blies eis Horne,
dou flugn Lehmkugln em seine Borne. 
 





(abpassen)



(ein Stück weiter)

 


(Einschlag)



(Kopf)

 
Hie und wieder wur a getroff'n,
dou konnt a sich nemmieh drroffn,
de Golle lief benn Boarte ieber,
a spie senn Priem of uns zu rieber,
Enn braun'n Flonsch noch mit drzu,
doas brocht'n em de letzte Ruh.
A sprong of uns zu, doas wor zu bunt,
und bellte drbei wie a Kettnhund:
„Ihr Mestluder, Pejpl und Raibergesindl,
bei euch soaß dr Teifl schund glei ei dr Windl.'
Mr schmessn noch Kugln und prölltn drzu:
„Robert, du denkst wull, mier sein su wie du?”
„Ihr Saujungn, euch word dr Hirsche schun giehn, 
Wend'r mit a Aln om Gerechte ward stiehn.”
Mier prölltn: „Robert, dou krähste zu frieh,
denn dann kemmste salber ou mit dort hie. 
De Kriegl und Trejsl, die warn dich dort beißn, 
und du kenntst dann mit uns ei de Konne scheißn.” 
 
 
(an sich halten)







(Pöbel)




(Hirse)

 (mit den Alten)

(kommst du selber)

(Krügl, Schnüre)
(Kanne)
 
„Woas, ihr Luziferteifl wollt miech vrprassn?”
A kochte wie Soppe und hätt uns gefrassn.
Woas Wunder, of ejmoul hort doas Spektakl uf.
A mochte studiern, und koam ne glei druf.
Mier hottn dan Zorkus ou salber schun soat,
doas ejne schiene, aber honn mr'n noch gsoat:
„Robert, wenn de jetz deine Muckn drforscht, 
dou siech, doaß de bale fertsch drmit worscht,
denn heute is Ustersemmt und Beichte, 
dou kämste grode noch zuraichte.
Kumm har, mr nahm' dich ötz glei mit,
dann schläfste heut gutt, und mier sein quitt.
 






(Flausen)

(Ostersamstag)



 
Emil Kuhn schließt:
 

 
O herrliche Jugend voll Übermut!
In dir blüht das Leben voll Ahnung und Glut.
Mit Robert, als Perle im Grobgestein,
kann jeder am Ende zufrieden sein.

  

 

 

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